3.1.2.3 Zu den "kimmerischen" Reitern auf einem Sarkophag aus Klazomenai

H. Kothe nannte mehrere "wesentliche Neuerungen", die sich während der von ihm beschriebenen "kimmerischen Expansion" verbreiteten: den unverkennbaren "vorskythischen Tierstil", den "hohen spitzen Helm der Saken" und das "lange Hallstattschwert"; dieses lange Eisenschwert stamme nämlich erwiesenermaßen aus dem nördlichen Vorderasien und sei in diesem Gebiet von den "Saka-Kimmeriern" gegen ihren zuvor "landesüblichen Bogen" eingetauscht worden (so Kothe 1963, 33) 66.

Zu den "klassischen Varianten" des sogenannten Hallstattschwertes zählen neben den kürzeren Schwertern vom Typ Gündlingen, die häufig sogar als "Hallstattschwerter par exellence" bezeichnet werden, die längeren Schwerter vom Typ Mindelheim (Cowen 1967, 380.391; Kimmig 1976, 395). Kartierungen dieser Schwerter des Typs Mindelheim (vgl. Cowen 1967, 390 Karte A) und des Typs Gündlingen (vgl. Cowen 1967, 392 Karte B) belegen, daß die Verbreitungsgebiete dieser Waffen nach Süden und Osten kaum über Süddeutschland und Böhmen hinausreichen. Es läßt sich gleichfalls kein "Prototyp" dieser Schwerter östlich Böhmens ausmachen (Cowen 1971, 823) 67. Ein Vergleich des Verbreitungsgebiets dieser Hallstattschwerter mit dem spätbronzezeitlicher Griffzungenschwerter ergibt zudem, daß diese Hallstatt-Griffzungenschwerter sicherlich in spätbronzezeitlicher Tradition stehen und unbestreitbar aus einer mitteleuropäischen Quelle erwachsen sind (Kimmig 1976, 395).

Das Hauptverbreitungsgebiet der sogenannten "thrako-kimmerischen" Funde, das Karpatenbecken, bleibt fundleer, wobei sich von den in der späten Urnenfelderzeit mit Schwertern ausgestatteten Gräbern viele in Österreich - also an der "Peripherie" der Verbreitung hallstattzeitlicher Schwertbestattungen - konzentrieren (Gerdsen 1986, 69) 68. Nur in einem Grab aus Predmerice bei Hradec Králové in Nordböhmen fand sich ein Hallstattschwert mit sogenannten "thrako-kimmerischen" Pferdegeschirrbronzen vergesellschaftet (J. Werner 1961).

Abb. 15: Ausschnitt einer Reiterdarstellung auf einem Sarkophag aus Smyrna

Abb. 15: Ausschnitt einer Reiterdarstellung auf einem Sarkophag aus Smyrna
(nach Cook 1974, Taf. 10a).

Offenbar in Unkenntnis dieser Tatsachen verwies Kothe gewissermaßen als Beleg für den Gebrauch langer Schwerter bei den Kimmeriern auf einen aus Klazomenai stammenden Tonsarg, auf dem mit Schwertern bewaffnete "kimmerische Reiter" dargestellt seien 69, ohne sich jedoch zu dem Umstand zu äußern, daß diesen Reitern der "typische Spitzhelm der Saken" fehlt (Kothe 1963, 33 Anm. 5). Die Meinung, daß es sich bei den auf dem Deckel des Sarkophags aufgemalten Reitern nur um Kimmerier handeln könne, geht auf A.S. Murray zurück. Er behauptete bereits bei der ersten Veröffentlichung dieses bemalten Tonsarges, daß keinerlei Zweifel bestehen könne, daß die Szene, in der eine "Horde Barbaren ihre griechischen Widersacher niedermache, etwas anderes sei als ein historisches Gemälde einer jener kimmerischen Invasionen Kleinasiens, von denen Herodot berichtete" (Murray 1898, 1). Daß in den die Hopliten angreifenden Reitern Kimmerier zumindest zu "vermuten" seien, ist eine seit dieser ersten Beurteilung Murrays vielfach wiederholte Meinung (so Krupnov 1960, 57 Abb. 2; Chochorowski 1993, 15.112). E.H. Minns machte zwar auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die bei der Interpretation der silhouettenhaften Bilder auftreten, wagte allerdings die in eine Frage gekleidete Deutung der Reiter als "Treren, der thrakischen Verbündeten der Kimmerier". Zu diesem Schluß sah sich Minns aus mehreren Gründen veranlaßt: zwar hätten die Reiter Behälter für ihre Bögen, aber diese seien "den Goryten nicht ähnlich", und die Mützen der Reiter erinnerten Minns eher an jene aus Mitteleuropa; außerdem würden die Reiter große Schwerter benutzen, wie sie in Südrußland erst in nachchristlicher Zeit verwendet wurden (Minns 1913, 53).

Die Frage nach der Identität der Reiter ist eng mit der Datierung des Sarkophags verknüpft. Dabei basieren die zeitlichen Einordnungen, die für die aus Klazomenai stammenden Sarkophage gefunden wurden, im wesentlichen auf stilistischen Untersuchungen 70 oder aber auf Versuchen, die dargestellten Ereignisse historisch zu deuten. Indem eine historische Interpretation der Bilder jedoch nur im Zusammenhang mit einer Identifizierung der handelnden Personen möglich ist, bewegen sich etliche Argumentationen zur Datierung der Sarkophage im Kreis. Beispielsweise folgte A.S. Murray zwar der von S. Reinach vorgeschlagenen Einordnung in eine Zeit vor 540 v.Chr., versuchte aber mit dem Argument, daß die auf dem von ihm besprochenen Tonsarg abgebildeten Kimmerier dies geradezu erzwingen würden, den Zeitpunkt der Entstehung des Sarkophags näher an die Wende vom siebten zum sechsten vorchristlichen Jahrhundert zu rücken (Murray 1898, 13). Auch E. Pfuhl, der sich bei der Bestimmung der barbarischen Reiter indes nicht zwischen Persern oder Kimmeriern entscheiden wollte (Pfuhl 1923, 168), sprach sich für eine Einordnung der Tonsärge in das sechste Jahrhundert v.Chr. aus; ob einzelne "ein paar Jahrzehnte älter, andere etwas jünger" seien, sei aber nicht zu entscheiden (Pfuhl 1923, 165). Erst in neuerer Zeit werden die Stimmen lauter, die für eine Datierung einiger Särge sogar an den Beginn des fünften Jahrhunderts v.Chr. und damit zumeist auch für eine Interpretation der Reiter als Perser eintreten (so T. Hölscher 1973, 31).

Abb. 16: Linke Hälfte des Bilderfrieses aus Klazomenai

Abb. 16: Linke Hälfte des Bilderfrieses aus Klazomenai
(nach Pfuhl 1923, Abb. 139).

Auf der rechten Deckelhälfte des Sarkophags befinden sich übereinander zwei horizontal verlaufende Bilderfriese, wobei die dargestellten Handlungen nur schemenhaft zu erkennen sind und in einigen Fällen durch Beschädigungen eine Interpretation zusätzlich erschwert wird. Während der obere Fries ein Rennen mit zweispännigen Wagen wiedergibt, ist auf dem unteren der erwähnte Kampf zwischen Hopliten und Reitern dargestellt. Von links galoppieren drei Reiter gegen vier Hopliten vor, wobei unter dem ersten der Reiter das Pferd in diesem Augenblick - unmittelbar vor einem bereits gefallenen Hopliten - zusammenbricht (vgl. Abb. 16). In der Mitte wiederum sticht ein Hoplit mit der Lanze auf einen liegenden Reiter ein, dessen gestürztes Pferd sich weiter links befindet. Diese Szene nimmt die linke Hälfte des Gemäldes ein. In der rechten Hälfte stürmen ebenfalls drei Reiter drei Hopliten entgegen, wobei auch hier ein weiterer Hoplit bereits gefallen ist. Ein im äußersten rechten Bildviertel liegender Reiter, dessen Pferd gerade von einem Hopliten weggeführt wird, findet offenbar Schutz bei einem nicht berittenen Kameraden, der kniend den Bogen abzuschießen scheint (vgl. Abb. 17).

Bereits A.S. Murray war aufgefallen, daß die angreifenden Reiter bezüglich ihrer Kleidung und der Pferdenutzung sich nur unwesentlich von der Darstellung der Perser auf dem Figurenfries des Niketempels in Athen unterscheiden. Er behauptete aber, daß einige Unterschiede zeigen würden, daß die Reiter Vertreter eines "barbarischen Volkes" und nicht etwa Perser seien (Murray 1898, 2). Als derartige Unterschiede zählte Murray den Gebrauch des langen Schwertes, die charakteristische Kopfbekleidung der Skythen, die Begleitung von Kampfhunden und die wilde Art der Bewegung auf.

Abb. 17: Rechte Hälfte des Bilderfrieses aus Klazomenai

Abb. 17: Rechte Hälfte des Bilderfrieses aus Klazomenai
(nach Pfuhl 1923, Abb. 139).

Mit Ausnahme des am rechten Bildrand knienden Bogenschützen benutzen die angreifenden Reiter - obwohl alle einen Bogenbehälter an der Seite tragen - als Waffen vorwiegend lange Schwerter, wobei nur der in der linken Bildhälfte stürzende Reiter eine Lanze zu schwingen scheint. Es dürfte sich bei den Schwertern um die sogenannte "Macheira" handeln, ein gerades und zweischneidiges Hiebschwert (Bittner 1987, 171-174; vgl. dazu Snodgrass 1984, 207), das als Waffe eigens bei den Persern auch schriftlich bezeugt ist (so bei Aischyl. Pers. V 56). Bei den nur undeutlich erkennbaren Kopfbedeckungen handelt es sich nicht um hohe und spitze Mützen, sondern um halbhohe runde Kappen, die zwar auch auf Abbildungen von Skythen ihre Entsprechung finden, aber ebenso bei als Perser zu identifizierenden Kämpfern zu finden sind (vgl. Bovon 1963, Fig. 4). Bei mit solchen Kopfbedeckungen ausgestatteten Persern kann sowohl die Bewaffnung mit der Lanze (Bovon 1963, Fig. 2) als auch mit dem Schwert belegt werden (Bovon 1963, Fig. 3). Bei den Skythen hingegen, deren sonstige Bewaffnung mit Bogen, Köcher und Streitaxt durchaus große Ähnlichkeiten zur persischen Ausrüstung aufwies, sind derartige lange Schwerter auf bildlichen Darstellungen nicht nachgewiesen (Vos 1963, 45; Raeck 1981, 28). Die skythische Bewaffnung wurde vielmehr durch ein typisches Kurzschwert komplettiert, das manchmal mit dem Namen des persischen Akinakes bezeichnet wird (vgl. Ginters 1928, 6-20).

Weder die langen Schwerter noch die charakteristischen Kopfbekleidungen der angreifenden Reiter weisen diese ausdrücklich als Vertreter eines "barbarischen Volkes" aus. Es ist ebenso zweifelhaft, ob sich die Anwesenheit von Hunden als Beweis für eine "barbarische" Herkunft der Reiter vorbringen läßt. Zwar sind bei Herodot Hunde beispielsweise als Begleiter der Thyssageten bei der Jagd bezeugt (Hdt. IV 22), aber die auf dem Sarkophagdeckel dargestellten Kämpfe machen deutlich, daß die unter den galoppierenden Pferden laufenden Hunde nicht im Kontext einer Jagd erklärt werden können. So meinte zwar auch R. Zahn, daß die enge Verbindung von Pferd und Hund besonders in der ionischen Kunst mit der typischen Füllung des Raumes unter den Pferden durch laufende Hunde ihre Vorbilder in den Hetzjagden zu Pferde gehabt habe, aber "von der Jagd ging die Verwendung der Hunde in den Kriegsdienst über, wie uns gerade für Ionien, nämlich für Kolophon und Magnesia am Mäander, bezeugt ist" (Zahn 1908, 174.175). E. Kirchner glaubte allerdings nicht daran, daß von Griechen Hunde im Kampf eingesetzt wurden und wies darauf hin, daß der Hund - ebenso wie das Pferd - als Statussymbol zu werten sei (Kirchner 1987, 156). Die Feststellung, daß auf den Sarkophagen "Hunde nicht wahllos in beliebigen Zusammenhängen" erscheinen, ergänzte Kirchner damit, daß "in Szenen, die ausschließlich kämpfende Krieger zeigen und in denen weder Pferde noch Gespanne vorkommen, keine Hunde anwesend sind". Daraus zog er den Schluß, daß die Kampfbilder somit gegen die These sprächen, daß die Ostgriechen Hunde in der Kriegführung verwendet hätten (Kirchner 1987, 157). Die von Kirchner getroffenen Feststellungen bezüglich des Vorkommens von Hunden in Darstellungen von Kämpfen immer in Verbindung mit nichtgriechischen Reitern erlaubt allerdings auch eine andere Schlußfolgerung: Hunde wurden von den Griechen anscheinend nur bei Kämpfen gegen nichtgriechische Reiterkrieger eingesetzt, während sie bei "innergriechischen" Auseinandersetzungen nicht verwendet wurden.

In der Tat erwecken die Darstellungen den Eindruck, daß die Hunde zur Unterstützung der Hopliten gegen die Pferde eingesetzt würden. Während die meisten Hunde in Laufrichtung der Angreifer und unmittelbar unter den Pferden abgebildet sind, läuft der unter dem stürzenden Pferd der linken Bildhälfte befindliche Hund mit zurückgewandtem Kopf in die entgegengesetzte Richtung und ist eventuell sogar die Ursache für den Sturz dieses Reiters. Daß der am rechten Bildrand ein Pferd aus der Schlacht führende Hoplit von einem Hund begleitet wird, dürfte auch für den Einsatz der Tiere durch die Hopliten gedeutet werden 71. Auf den besser erhaltenen Bildern auf einer Stirnseite im Inneren des Sarkophags sind ebenfalls Hopliten gemeinsam mit Hunden zu sehen (Cook 1981, Taf. 45,2.3). Die Möglichkeit, bei Kämpfen zur Unterstützung Hunde einsetzen zu können, war einer Bemerkung des Plinius zufolge bei den Griechen wohl bekannt: "propter bella Colophonii itemque Castabalenses cohortes canum habuere" (Plin. nat. VIII 143). Auch der Lyderkönig Alyattes soll gewaltige Hunde bei seinen abschließenden Kämpfen gegen die Kimmerier eingesetzt haben (Poly. strateg. VII 2,1).

Neben der Analyse der Reiter selbst bietet es sich an, auch deren Gegner zu einer Erörterung der Darstellung heranzuziehen. Die nur schemenhaft erkennbaren Gestalten auf dem Sarkophagdeckel erschweren aber eine nähere Beurteilung der Ausrüstung der Hopliten. Anhand der besser erhaltenen Darstellung auf einer der Stirnseiten im Sarkophaginneren läßt sich deren Bewaffnung allerdings gut beschreiben (Cook 1981, Taf. 45,2.3): Neben dem korinthischen Helm mit Helmbusch, dem runden Hoplitenschild, Beinschienen, einer Lanze und möglicherweise einem Schwert gehört ein sogenannter "Kompositpanzer", unter dem deutlich sichtbar ein Unterkleid getragen wurde, zur Ausrüstung dieser Krieger. Von den Schilden hängen beinahe bis zum Boden reichende Stoffe 72, die mit dem gleichen Dekor versehen sind wie die unter den Panzern getragenen Unterkleider. Derartige schürzenartige " Verlängerungen" der Schilde lassen sich ebenfalls auf rotfigurigen Vasenmalereien nachweisen (vgl. Snodgrass 1984, Abb. 110.114) und dürften aus Leder oder Leinen gewesen sein. Dieser zusätzliche Schutz wurde wahrscheinlich als Reaktion auf die Erfahrungen, welche die Griechen in der Zeit der Perserkriege 73 mit Pfeil und Bogen sowie anderen Wurfgeschossen machen mußten, am unteren Rand des Schildes angebracht und sollte die Beinschienen in ihrer Funktion als Barriere gegen Geschosse unterstützen (Cook 1981, 124; Snodgrass 1984, 216). Ebenso ist der Kompositpanzer - gleichsam eine Kombination zwischen starrem Glockenpanzer und Leder- oder Leinenpanzer - mit "Pteryges" genannten Klappenstreifen zur Sicherung der Weichteile an seinem unteren Rand und "Epomides", den aufgelegten Schulterverstärkungen auf den Schultern des Panzers, quasi als Antwort auf die persische Bewaffnung, speziell die gefährlichen Hiebwaffen, entwickelt worden (Snodgrass 1984, 185; Bittner 1987, 170 Anm. 2).

Die Entwicklungen der waffentechnischen Neuerungen, die sich an dieser Ausrüstung der Hopliten feststellen lassen, beginnen bereits in der zweiten Hälfte des sechsten vorchristlichen Jahrhunderts. Aber erst die Eskalation der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Persern mit dem ionischen Aufstand und den folgenden Perserkriegen dürfte zu einer weiten Verbreitung dieser Defensivbewaffnung geführt haben. Der Umstand, daß die auf dem Sarkophag aus Klazomenai abgebildeten Hopliten mit Waffen ausgestattet sind, welche den Abschluß dieser waffentechnischen Entwicklung voraussetzt, erlaubt es somit kaum, mit der Datierung des Sarges wesentlich vor 500 v.Chr. zurückzugehen. R.M. Cook sah den Sarkophag als einen der frühesten Vertreter seiner "Albertinum Gruppe" an, die er chronologisch zwischen 500 und 470 v.Chr. ansiedelte (Cook 1981, 61). Mit den bereits weiter oben genannten Gründen, die auf einer Analyse der Darstellung der Reiter selbst beruhen, kann der mit der Datierung des Sarkophags verbundene historische Kontext nur zu dem Schluß führen, daß es sich bei den berittenen und mit Schwertern bewaffneten Angreifern um Perser handelt.


66 G. Kossack fragte sich indes, ob die aus Eisen geschmiedeten Langschwerter erst von "sakischen Reitern" nach Kleinasien getragen wurden, "um sich an den Kriegen der Gimirraia-Kimmerier oder der Iskuzaia-Skythen zu beteiligen" (Kossack 1996, 38.39).
67 Ein aus einem Hortfund aus Subbotovo im Gebiet Cerkasy stammendes Eisenschwert mit bronzenem Griff von etwa 108cm Länge, das in die Cernogorovka-Periode eingeordnet wird, muß sicherlich als Einzelstück gelten (vgl. Terenozkin 1980, 23 Abb. 1.41).
68 T. Sulimirski schrieb von einem "Eisernen Vorhang", der möglicherweise das weitere Vordringen der "thrako-kimmerischen" Elemente nach Westen verhindert habe (Sulimirski 1959, 61), während J.D. Cowen das Hallstattschwert als "revolutionäre Erfindung" bezeichnete, die - "auf traditionellen Vorbildern" beruhend - "an seinen ersten Herstellungsorten als lokale waffentechnische Reaktion auf die feindlichen Reiter produziert wurde, die aus dem Osten nach Mitteleuropa vordrangen" (Cowen 1967, 391). Jedoch muß der Einwand von H. Gerdsen, was mit Schwertern bewaffnete Personen gegen mit Fernwaffen wie Pfeil und Bogen bewaffnete Reiterkrieger ausrichten konnten, bedacht werden (Gerdsen 1986, 76; vgl. Torbrügge 1995b, 440). Ebenfalls sollte zu denken geben, daß gerade im Horizont mit Gündlingen-Schwertern die noch bis in die späte Urnenfelderzeit gelegentlich in Gräbern vorkommende Kombination von Schwert und Pfeilspitzen fehlt (Clausing 1998, 385).
69 Zwar bezeichnete auch V.G. Childe die Waffen der Reiter als "Hallstatt-Schwerter" und lehnte es strikt ab, in ihnen eine "asiatische Waffe" zu erkennen, aber er bezweifelte ebenso, daß in den Reitern sicher Kimmerier erkannt werden können (Childe 1948, 191.192).
70 Die Datierung eines zwar in Smyrna gefundenen, aber wohl aus Klazomenai importierten Sarges, dessen Pferde- und Reiterdarstellungen mit denen des Sarges aus Klazomenai vergleichbar sind (vgl. Abb. 15), anhand der Ausgestaltung der Pferde kurz nach 530 v.Chr. legt für den Sarg aus Klazomenai eine entsprechende Einordnung nahe (vgl. Vogt 1991, 253.254).
71 Hunde inmitten eines Kampfgeschehens finden sich auch auf weiteren, ebenfalls auch Klazomenai stammenden Sarkophagen. Zum Beispiel sind auf einem Sarg im - jedoch schlecht erhaltenen - Hauptfries Kämpfe zwischen Hopliten und griechischen Streitwagen dargestellt, wobei einige dieser Hopliten deutlich erkennbar von Hunden begleitet sind (Hackbeil, Maßmann u. Stürmer 1998, 278 Abb. 16). Stilistische Überlegungen scheinen für eine Datierung dieses Sarkophags um 525 v.Chr. zu sprechen.
72 Wenn diese "Schildverlängerung" auf dem Bilderfries des Sarkophagdeckels nur bei einem der Hopliten zu sehen ist, so dürfte dies künstlerische Gründe haben, weil der Bildraum unterhalb der Schilde handlungsbedingt bereits gefüllt war.
73 Die ersten Erfahrungen mit den Persern und ihrer Art, Krieg zu führen, mußten die Griechen nach der Eroberung Lydiens durch Kyros machen, denn daran schloß sich die persische Unterwerfung Ioniens unmittelbar an (vgl. Hdt. I 141-169).


zurück zum
vorherigen Kapitel
zurück zur
HOMEPAGE
weiter zum
nächsten Kapitel