Herodot beginnt seine Aufzeichnungen zur medischen Geschichte mit der Erwähnung einer 520 Jahre dauernden Herrschaft der Assyrer über das obere Asien (Hdt. I 95,2). Nach der Befreiung von dieser assyrischen Fremdherrschaft gelang es einem Meder namens Deiokes, Sohn des Phraortes, sich zum König ausrufen zu lassen und die zuvor in kleinen Dörfern zerstreut lebenden Meder in der neu erbauten Stadt Egbatana zu konzentrieren (Hdt. I 98-101). Nachdem dieser Deiokes 53 Jahre über das geeinigte Medien geherrscht hatte, folgte ihm sein Sohn, der nach seinem Großvater Phraortes hieß, nach (Hdt. I 102,1). Während einer 22 Jahre dauernden Regierungszeit gelang diesem Phraortes nach der Unterwerfung der Perser auch die Unterjochung aller übrigen Völker Asiens, bis er auf einem Feldzug gegen die assyrische Hauptstadt Niniveh ums Leben kam (Hdt. I 102).
Lydien |
Medien/Persien |
Skythen/Kimmerier |
Zitat |
Erste Belagerung von Niniveh durch Kyaxares |
Skythen unter ihrem König Madyas verfolgen Kimmerier und erscheinen in Medien. |
I 103 |
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Skythen ziehen in Richtung Ägypten. Psammetichos leistet Tribut. |
I 105 |
Während (?) der 40jährigen Regierungszeit des Kyaxares beherrschen die Skythen 28 Jahre lang Asien. |
I 106 |
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Eroberung von Niniveh durch Kyaxares nach Vertreibung der Skythen |
Rückkehr der Skythen in die nordpontischen Gebiete |
I 106; |
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"Aufständische" Skythen in Medien und Lydien sind Anlaß für einen sechsjährigen Krieg zwischen Medern unter Kyaxares und Lydern unter Alyattes. |
I 73; |
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Tab. 3: Synchronisierung von Angaben Herodots zur Geschichte Lydiens, Mediens und der Skythen bzw. Kimmerier. |
Phraortes' Nachfolger Kyaxares gelang nach dieser Niederlage gegen Assyrien die Reorganisation des persischen Heeres und Reiches, dem er "ganz Asien" 111 östlich des Halys einverleibte (Hdt. I 103,2).
Herodot erwähnt zudem einen Krieg zwischen Medern und Lydern zur Zeit des Kyaxares, der durch eine Sonnenfinsternis während einer Schlacht
besondere Aufmerksamkeit erregte (Hdt. I 103,2). Ein Versuch, den Tod des Vaters an den Assyrern zu rächen, schlug allerdings fehl, weil nach bereits
gewonnener Feldschlacht die Belagerung von Niniveh aufgegeben werden mußte, um den in Verfolgung der Kimmerier nach Asien eingefallenen Skythen unter
ihrem König Madyas entgegenzutreten (Hdt. I 103,3; I 104,2). Die Niederlage gegen diese Skythen führte aber zur Auflösung des medischen
Reiches und kennzeichnete den Beginn einer achtundzwanzigjährigen Herrschaft der Skythen über ganz Asien (Hdt. I 104,2; I 106,1), wobei mit der
Redewendung "ganz Asien" vermutlich ein nicht näher definierbares Gebiet entlang einer Ost-West-Achse von Kleinasien bis Persien umschrieben
ist (vgl. Vaggione 1973, 530) 112. Erst die Ermordung der skythischen Führungsschicht während eines
Festgelages soll dem Kyaxares die Vertreibung der Skythen und die Wiedererrichtung des medischen Reiches ermöglicht haben, wonach auch die Einnahme
von Niniveh gelungen sei (Hdt. I 106,2).
Abb. 19: Karte des Raumes zwischen Assyrien und Kaukasus.
Nach einer 40 Jahre dauernden Herrschaft (Hdt. I 106,3) folgte dem Kyaxares dessen Sohn Astyages auf dem Thron. Neben der umfangreichen Erzählung, die sich mit der Thronbesteigung des Kyros beschäftigt, berichtet uns Herodot von Astyages nur seine Regierungszeit von 35 Jahren, wobei er die Gesamtdauer der medischen Herrschaft mit 128 Jahren angibt, "abgerechnet der Zeit, wo die Skythen herrschten" (Hdt. I 130,1).
111 | Der Gebrauch der Floskel "ganz Asien" läßt deutlich werden, daß Herodot zur Unterstreichung von historischen Ereignissen und Entwicklungen manchmal zu Übertreibungen griff. Denn zumindest Babylonien, das sicherlich als zu Asien gehörend betrachtet wurde, ist nicht von Kyaxares unterworfen worden (vgl. Hdt. I 106,2). Somit ist es schwierig, wenn nicht unmöglich, derartige Aussagen als tragende Elemente einer Argumentation zu benutzen. |
112 | Vgl. auch Fußnote 111. |
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