Ein Vorwort zum Vorwort

Die hier im WWW präsentierten "Studien zum Kimmerierproblem" stellen eine nahezu unveränderte Version der Dissertation dar, die Verf. im Januar 1997 der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes vorgelegt hat und die im Früjahr 2000 als Band 72 der Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde gedruckt wurden. Verf. ist - auch wenn er hier selbst eine "Internetversion" seiner Dissertation vorstellt, nach wie vor ein überzeugter Anhänger des gedruckten Buches.

Die Promotionsordnung der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes, die zum Zeitpunkt der Promotion von Verf. gültig war, schrieb nach § 16 vor, daß ein Bewerber um die Doktorwürde - will der Bewerber promoviert werden - der Fakultät Pflichtexemplare seiner Dissertation kostenfrei abzuliefern hat. Hierbei wurde desweiteren vorgeschrieben, daß diese Exemplare in einem von der Fakultät genehmigten Vervielfältigungsverfahren herzustellen sind. Die Abgabe dieser Pflichtexemplare in Form von CD-ROMs oder gar den Nachweis der Publikation durch Verweis auf eine online-Version zu führen, war nicht vorgesehen (vgl. dazu den Artikel "Warten auf grünes Licht" in der Saarbrücker Zeitung vom 1. August 2000)*. Hierbei sei angemerkt, daß bereits zu Beginn des Jahres 2000 einer Publikation der "Studien zum Kimmerierproblem" auf "elektronischer Art" nichts entgegen gestanden hätte. Bereits im Dezember 1999 lag die spätere Druckfassung als fertige PDF-Datei vor und der Druck wurde vom Kopier- und Druckcenter Pirrot in Saarbrücken-Dudweiler schließlich auch von dieser PDF-Datei ausgehend im Digitaldruckverfahren ausgeführt. Auch die Anregung, die "Studien zum Kimmerierproblem" in diesem Druckverfahren zu vervielfältigen und nicht - wie zuvor am Institut für Vor- und Frühgeschichte üblich - im Offsetdruck, ging von Verf. aus und konnte deshalb so schnell umgesetzt werden, weil alle notwendigen Vorbereitungen bereits getroffen waren. Fast alle Arbeiten - von den Redaktionsarbeiten über das Layout bis zur Druckbegleitung - wurden hierbei vom Verf. allein durchgeführt; lediglich seine Frau, Barbara Sauter, war ihm bei der Anfertigung von Zeichnungen und bei den redaktionellen Arbeiten behilflich.

Es waren aber nicht die Bestimmungen der Promotionsordnung der Philosophischen Fakultät, die bei Verf. keine Zweifel darüber aufkommen ließ, daß seine Dissertation in gedruckter Form veröffentlicht werden sollte. Neben den Vorteilen, die die Publikation in einer angesehenen Reihe mit sich bringt, waren es vielmehr Bedenken anderer, grundsätzlicher Art, die ihn zu diesem Schritt bewogen.

In ihrem Artikel "Vergängliche Botschaften" (in der Ausgabe der Computer Zeitschrift CHIP vom Juni 1997) beschäftigten sich Harald Fette und Michael Lang mit einem Problem, das in seiner Tragweite bislang kaum ausreichend erkannt und gewürdigt wurde. Während alte Pergamentrollen oder Bücher noch heute Quellen der Erkenntnis sind, droht durch die Speichermedien der Moderne ein kaum abzusehender Daten- und damit Wissensverlust. Zum einen liegen die Zerfallszeiten dieser Speichermedien (seien es Magnetbänder, Disketten, CD-ROMs oder andere, noch modernere Medien) unter denen von Papier. Zum anderen aber sind es die immer schneller wechselnden Medienarten und die noch schneller veraltenden Dateiformate, die es häufig geradezu unmöglich machen, für alle Eventualitäten die passenden Lesegeräte und die notwendigen Programme vorzuhalten. Wer bereits vor Jahren einmal mit einer "MAC-Diskette" vor einem "IBM-PC" gestanden hat und nicht wußte, wie er die darauf befindlichen Daten konvertiert und damit erst verfügbar gemacht bekam, weiß wovon Verf. schreibt. Heute darf man kaum noch erwarten, an einem "modernen" Institut Rechner mit "alten" 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerken oder etwa ein Textverarbeitungsprogramm wie WORDSTAR anzutreffen. Vor 10 Jahren aber war beides noch weit verbreitet und mancher hat seine Magister-, Diplom- oder Doktorarbeit damit geschrieben bzw. darauf abgespeichert.

Niemand kann garantieren, daß in 10 oder gar 20 Jahren die heute so weit verbreitete CD-ROM immer noch als Speichermedium üblich sein wird. Man mag sich ausmalen, wie Bibliotheken - zumal die Institutsbibliotheken geisteswissenschaftlicher Fächer oder gar die privaten Büchersammlungen - langsam aber sicher mit Lesegeräten für die ständig erneuerten Medien zugestellt werden. Aber auch eine Dissertation, die online veröffentlicht wurde, ist nur solange verfügbar, wie der Server, auf dem sie abgelegt ist, vorhanden und erreichbar ist. In dem Moment, in dem der entsprechende Server ausfällt oder die Dissertation von ihm entfernt wird, ist sie aber nicht mehr verfügbar. In beiden Fällen aber ist der Sinn, der hinter oben erwähnter Publikationspflicht steckt, in Frage gestellt!

Man mag sich fragen, warum Verf. - wenn er dem electronic publishing scheinbar so negativ gegenüber steht - seine eigene Dissertation dann selbst elektronisch publiziert. Diese Frage ist leicht zu beantworten: Verf. ist eben kein Gegner des electronic publishing, sondern lediglich ein Freund des gedruckten Buches. Beide Publikationsarten haben - wie Verf. als Informationswissenschaftler seit langem weiß - ihre Vor- und Nachteile. Allein in ihrer Kombination kann man ihre Vorteile vereinen.

Diese online-Version der "Studien zum Kimmerierproblem" unterscheidet sich von der Druckversion vor allem dadurch, daß auf einige Errungenschaften des modernen desktop publishing wieder verzichtet werden mußte. Im Unterschied zur Druckversion mußte so auf die Wiedergabe aller Zeichen, die weder dem ASCII-Zeichensatz entstammen noch von den HTML-Spezifikationen unterstützt werden, verzichtet werden. Das betrifft ebenso die osteuropäischen Zeichensätze wie das griechische oder kyrillische Alphabet. Die entsprechenden Buchstaben wurden durch diejenigen transliteriert, die ihnen im lateinischen Alphabet am ähnlichsten waren. In seltenen Fällen wurde - sofern kein Sinnverlust drohte - auf die Wiedergabe griechischer Zitate ganz verzichtet. Im Zweifelsfall sei hiermit auf die Druckversion verwiesen. Verf. hat zudem bewußt darauf verzichtet, in der online-Version der "Studien zum Kimmerierproblem" zu versuchen, die Zählung der Seitenzahlen der Druckversion abzubilden. Da eine gedruckte und somit auch unveränderliche Fassung vorliegt, sollten sich Zitate allein an dieser Version orientieren. Hierbei sei auch zu bedenken, daß niemand - auch nicht Verf. - garantieren kann, wie lange diese online-Version überhaupt verfügbar sein wird, wobei "das Recht, ... Darstellungen wissenschaftlicher ... Art durch technische Einrichtungen öffentlich wahrnehmbar zu machen" - sofern keine anderen vertraglichen Regelungen existieren - ausschließlich beim Urheber des Werkes liegt (vgl. Urheberrechtsgesetz § 15 Abs. 2 und § 19 Abs. 4).

Hermann Sauter (Saarbrücken, im Dezember 2000)


* Die Saarbrücker Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 3. April 2001 von der Einrichtung des "Saarbrücker Online Volltext Archiv" (SOVA) an der Saarländischen Universitäts und Landesbibliothek. Damit seien "auch an der Saar-Uni die Vorraussetzungen für das geschaffen, was die Kultusminister der Länder schon seit 1997 erlauben: Dissertationen können ab sofort im Netz veröffentlicht werden. Wenig später ist aber zu lesen, daß sich die Zahl der Veröffentlichungen bislang in Grenzen hält; als ein Grund hierfür werden auch die unterschiedlichen Prüfungsordnungen genannt.
Die derzeitige Promotionsordnung der Philosophischen Fakultäten der Universität des Saarlandes vom 18. Januar 2001 erlaubt inzwischen zwar im § 17 Abs. 2 der Pflicht zur Vervielfältigung der Dissertation durch Abgabe von "elektronischen" Versionen nachzukommen. Hier ist aber die Abgabe von CD-ROMs und der Nachweis gefordert, daß diese CR-ROM mit ISBN-Nummer und in einer Auflage von mindestens 150 Exemplaren veröffentlicht wird. Den Doktoranden der Philosophischen Fakultät III ("Empirische Humanwissenschaften"), zu der aber das Prüfungsfach Vor- und Frühgeschichte nicht gehört, wurde als zusätzliche Variante die Ablieferung in einer "elektronischen Version" erlaubt, deren "Datenformat und deren Datenträger mit der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek abzustimmen sind". Die Genehmigung "äquivalenter neuer Publikationsverfahren" kann beim Promotionsausschuß beantragt werden.


 

 

Vorwort

Die vorliegenden Studien stellen eine nur unwesentlich veränderte Fassung der Dissertation dar, die Verf. im Januar 1997 der Philosophischen Fakultät der Universität des Saarlandes vorgelegt hat. Nur ein Kapitel, das sich vor allem mit Problemen der sogenannten "ethnischen Deutung" beschäftigt, wurde auf Anregung eines des Berichterstatter, Prof. Dr. K.M. Girardet, der als Althistoriker erläuternde Anmerkungen zum methodischen Umgang der Vor- und Frühgeschichte mit der materiellen Kultur vermißt hatte, zusätzlich aufgenommen. Ansonsten wurde lediglich versucht, erst nach der Abgabe der Dissertation veröffentlichte Literatur einzuarbeiten; die letzten Ergänzungen erfolgten im Herbst 1999.

Ausgangspunkt für diese Dissertation war die Beschäftigung von Verf. mit den sogenannten "thrako-kimmerischen Bronzen", die unweigerlich auch dazu führen mußte, sich mit dem Namen dieser Fundgruppe auseinanderzusetzen. Die Ableitung der Bezeichnung "thrako-kimmerisch" von aus schriftlichen Quellen bekannten Völkernamen - also eine ethnische Deutung der Fundgruppe - und die damit implizierten historischen Interpretationen ließen es sinnvoll erscheinen, die dieser Deutung zugrunde liegenden Schriftquellen zu überprüfen. Was insofern anfänglich nur als einleitendes Kapitel für eine Studie zu den "thrako-kimmerischen Bronzen" in Mittel- und Südosteuropa gedacht war, entwickelte sich angesichts der Tatsache, daß Verf. bei der Sichtung der diesbezüglichen Literatur immer wieder auf recht konfuse Verbindungen zwischen literarischen und archäologischen Quellen stieß, allerdings schnell zur eigenständigen, sich stetig erweiternden Hauptaufgabe. Der Entschluß, im Rahmen dieser Studie auf eine eigene Auswertung der Fundkomplexe mit "thrako-kimmerischen" Gegenständen vorläufig zu verzichten, wurde Verf. dadurch erleichtert, daß mehrere Monographien zu diesem Thema angekündigt waren1; leider sind diese - so der Kenntnisstand von Verf. - bis heute nicht erschienen.

Auch wenn der größte Teil des Materials, das Verf. in den Jahren 1991 und 1992 vor allem in Ungarn und der Slowakei aufnahm, im Rahmen dieser Dissertation schließlich doch nicht verwendet wurde, möchte sich Verf. dennoch herzlich bei allen bedanken, die ihm bei dieser Aufgabe behilflich waren. Stellvertretend seien hier vor allem zwei Kollegen genannt: Dr. G. Nevizánsky, der Verf. bei seinen Studien in der Slowakei unterstützte, und Dr. T. Kemenczei, der - obwohl selbst mit der Vorbereitung des PBF-Bandes "Die thrako-kimmerischen Metallfunde in Ungarn" beschäftigt - Verf. alle im Ungarischen Nationalmuseum gesammelten Funde zur Verfügung stellte. Meine Ehefrau Barbara war mir bei Zeichenarbeiten aller Art behilflich und hat sich der mühseligen Arbeit des Korrekturlesens unterzogen; dafür möchte ich ihr von ganzem Herzen danken.

Meinem akademischen Lehrer und Doktorvater Prof. Dr. Jan Lichardus möchte ich an dieser Stelle für die zahlreichen Anregungen und Ratschläge, für seine unermüdliche Gesprächsbereitschaft und für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe der Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde aufrichtig danken. Dank gebührt auch meinen akademischen Lehrern Prof. Dr. Rolf Hachmann und Prof. Dr. Frauke Stein, die keinen geringen Anteil dazu beitrugen, bei Verf. das Verständnis für die Probleme zu wecken, die aus der Verbindung von literarischen und archäologischen Quellen erwachsen. Den Einstieg in die Auswertung der antiken schriftlichen Quellen zur Geschichte der Kimmerier erleichterte mir mein Kollege Dr. K. Boschnakov; dafür bin ich ihm verbunden. Last, not least möchte sich Verf. bei Prof. Dr. Klaus Martin Girardet von ganzem Herzen bedanken, von dem er nicht nur das "handwerkliche Rüstzeug" zur Beschäftigung mit literarischen Quellen vermittelt bekam, sondern der sich als Althistoriker auch der mühevollen Aufgabe unterzog, als Berichterstatter die Dissertation eines Vor- und Frühgeschichtlers zu begutachten.

Von 1994 bis 1996 wurde diese Arbeit durch ein Landesgraduiertenstipendium gefördert.

Abschließend kann sich Verf. nur noch den Worten anschließen, mit denen bereits R. Wenskus seine Studie über "Stammesbildung und Verfassung" einleitete: "Diese Untersuchung ist voll ... Übergriffe auf das Gebiet fremder Disziplinen, und der Verf. kann nur hoffen, daß man seinem Bemühen um die Erkenntnis im allgemeinen den Irrtum im einzelnen nachsehen möge" (Wenskus 1961, IX.X).

Hermann Sauter (Saarbrücken, im Januar 2000)


1 Eine von H.-G. Hüttel angekündigte Studie über das "thrako-kimmerische Pferdegeschirr in Mittel- und Südosteuropa" (Hüttel 1981a, 178 Anm. 24) ist bisher ebenso wenig erschienen wie der in einem Mitteilungsblatt des C. H. Beck-Verlags bereits 1987 in der Abteilung XX der "Prähistorischen Bronzefunde" avisierte Band "Die thrako-kimmerischen Metallfunde in Ungarn" von T. Kemenczei. Auch die Veröffentlichung der Dissertationsschrift "Die späte Urnenfelder- und Hallstattzeit in Südostpannonien unter besonderer Berücksichtigung des sogenannten 'thrako-kimmerischen' Formenkreises" von C. Metzner-Nebelsick (vgl. Metzner-Nebelsick 1994, 383 Anm. 1) stand zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Buches noch aus.


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