3.1.1 Bemerkungen zur Tracht und Bewaffnung von Barbaren

Es stellt sich die Frage, ob die Abbildungen auf Gefäßen für eindeutige ethnische Bestimmungen der dargestellten Personen herangezogen werden können. Die Ermittlung der "Nationalität" der auf den Vasenbildern dargestellten Bogenschützen beruht hierbei hauptsächlich auf trachtkundlichen Beobachtungen, während die Untersuchungen physiognomischer Merkmale nur bei der Identifizierung von als dunkelhäutig dargestellten Völkern zu Ergebnissen führen (vgl. Raeck 1981, 3). Die gängigen "ethnischen Deutungen", etwa in Museumskatalogen, nach Kleidern und Kopfbedeckungen scheinen klar darauf hinzudeuten, daß unterschiedliche Völker für diese Darstellungen in Betracht kommen: es werden Phryger, Perser, Thraker, Skythen oder - stark verallgemeinernd - Orientalen und Asiaten genannt (vgl. Vos 1963, 52 Anm. 1). Die Untersuchungen von M.F. Vos zu den "Scythian Archers in Archaic Attic Vase-Painting" führten jedoch zu dem Ergebnis, daß zumindest alle zwischen 530 und 490 v.Chr. auf den Vasen dargestellten barbarischen Bogenschützen als Skythen anzusprechen seien (Vos 1963, 60). Dahingegen meinte E.H. Minns - bezugnehmend auf Darstellungen auf rotfigurigen Vasen -, daß er keine einzige Figur auf diesen Gefäßen kenne, die er sicher als Skythen identifizieren könne: Phryger, Perser, griechische Bogenschützen in asiatischer Aufmachung und vor allem Amazonen trügen vielmehr eine einheitliche Tracht, die zudem weniger der skythischen entspräche, sondern vielmehr derjenigen, welche die Griechen den Skythen nachgesagt hätten (Minns 1913, 55). Ebenso entzog sich J. Boardman dem Zwang einer konkreten ethnischen Deutung einzelner dargestellter Personen, indem er die Ansicht äußerte, daß sich auf den Vasenbildern "für Bogenschützen eine eigene Tracht nach Art der skythischen" herausgebildet habe (Boardman 1977, 228).

Einige der von M.F. Vos als Skythen angesprochenen Krieger konnte W. Raeck jedoch anhand ihrer Ausstattung als Angehörige anderer Völker identifizieren, die er als Thraker, Perser, Amazonen und griechische Bogenschützen genauer bestimmte (Raeck 1981, 35). Detaillierte Analysen der einzelnen dargestellten Trachtbestandteile und der Bewaffnung der Barbaren scheinen demnach also sehr wohl Möglichkeiten zur einer Aufteilung zu bieten 38. Dabei müssen sich im Rahmen dieser Untersuchung die Erörterungen auf die Darstellungen von Skythen konzentrieren, zumal die literarischen Quellen vermuten lassen, daß die Kimmerier in ihrem Auftreten am ehesten mit den Skythen vergleichbar waren.


38 Allerdings vertrat W. Raeck die Meinung, daß bei einer Reihe von Vasenbildern eine Benennung offengelassen werden sollte (Raeck 1981, 35).


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