3.1.1.3 Hosen als Reitertracht

In seiner Anabasis erwähnt Xenophon die Hauptbestandteile, aus denen sich die Kleidung medischer und persischer Adliger zusammensetzte: Kandis, Chiton und Anaxyrides (Xen. an. I 5,8). Diese Angabe des Xenophon aus der Zeit um 400 v.Chr. findet Bestätigung in den Darstellungen von Persern in der attischen Vasenmalerei. Auf den Vasenbildern sind langärmelige Jacken und Hosen zu sehen, die manchmal zu overallähnlichen Anzügen zusammengefaßt sind. Diese Kleidungsstücke scheinen die Grundbestandteile der persischen Tracht zu sein; über diesem Kostüm tragen die Perser zudem häufig einen etwa knielangen Chiton (Raeck 1981, 102).

Die von den Griechen demzufolge Anaxyrides genannte Hose 53 bezeichnete J. Wiesner als Bestandteil der "Zwecktracht des Reiters" (Wiesner 1939, 80). Auch der Umstand, daß diese Hosen zumeist aus Leder gefertigt waren - ebenso wie viele der übrigen Kleidungsstücke der Perser (vgl. Hdt. I 71,3) - war durch die dadurch erhöhte Brauchbarkeit für das Reiten bedingt. Auch für die Hosen der Skythen kann vielfach Leder als Ausgangsmaterial angenommen werden, was sich in deren Darstellung als eng anliegend in der attischen Vasenmalerei niedergeschlagen haben dürfte; allerdings war M.F. Vos der Meinung, daß die skythischen Hosen in Wirklichkeit weiter geschnitten und enge Hosen lediglich einfacher zu malen gewesen sein dürften (Vos 1963, 40). G. Widengren hingegen wollte, bezugnehmend auf die bildlichen Darstellungen, zwei verschiedene Haupttypen von Hosen der Skythen unterscheiden: zum einen eng anliegende Hosen, die zumeist aus weichem Leder gefertigt waren, und zum anderen weit geschnittene Hosen, die aus Stoff genäht waren (Widengren 1956, 229). Die Darstellungen skythischer Krieger auf dem Goldbecher von Kul'-Oba scheinen zu belegen, daß deren Hosen mit variierenden geometrischen Mustern verziert waren (vgl. Gold 1984, 113-115.117). Auch die attischen Vasenbilder vermitteln den Eindruck, daß die Hosen der Skythen - ebenso wie die übrigen Kleidungsstücke - immer bunt dekoriert waren: neben Karomustern in kontrastierenden Farben finden sich überwiegend Punkte, Rosetten und breite horizontale Zickzack-Bänder auf den Kleidern der Skythen (Vos 1963, 40).

Allerdings wurden die für die Griechen fremdartig wirkenden Bogenschützen erst ab ungefähr 530 v.Chr. in dem aus einer langärmeligen und über der Hose getragenen Jacke bestehenden barbarischen Kostüm dargestellt. In der vorangehenden Zeit zwischen etwa 570 und 540 v.Chr. sind in der Vasenmalerei die Bogenschützen mit Ausnahme der spitzen Mütze wie die griechischen Hopliten gekleidet (Vos 1963, 40.47).


53 Der Ursprung des Wortes Anaxyrides ist unklar. Sowohl iranische als auch griechische Herkunft wird als möglich betrachtet (vgl. Bittner 1987, 186 Anm. 1).


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