4.1.2.2 Die Vertreibung der Kimmerier durch Alyattes

Bei der Behandlung von Fragen, welche die Anwesenheit von Kimmeriern in Kleinasien betreffen, ist Alyattes der zweite der lydischen Könige, dem bei einer Untersuchung der Überlieferung des Herodot Interesse entgegengebracht werden muß, denn diesem Alyattes schreibt Herodot die Vertreibung der Kimmerier aus Asien zu (Hdt. I 16,2). Ausgehend von der Annahme, daß das militärische Potential der Lyder nicht ausreichte, um mehrere bedeutende Gegner gleichzeitig zu bekämpfen, soll versucht werden, durch Fixierung anderer umfangreicher militärischer Aktionen die Zeiträume zu bestimmen, in denen eine Vertreibung des Volkes möglich war, das immerhin in der Lage gewesen war, sogar die lydische Hauptstadt Sardes zu erobern.

Ein von Herodot im Zusammenhang des milesisch-lydischen Krieges erwähnter Synchronismus - die Tyrannen Thrasybulos von Milet und Periandros von Korinth sollen Zeitgenossen des Lyders Alyattes gewesen sein (Hdt. I 20,1) - scheint Verankerungspunkte zu versprechen. Aber da Herodot selbst die lydischen und medisch-persischen Königsreihen zu benutzen scheint, um ein Chronologiesystem zu entwickeln, in das er anschließend die Daten griechischer Geschichte einfügen kann, drohen Zirkelschlüsse (Kaletsch 1958, 12 Anm. 30). Zudem ist der Krieg gegen Milet - wenn man den Angaben Herodots zu den Regierungszeiten der lydischen Könige folgt - sicher in die letzten sechs Jahre der Herrschaft des Sadyattes und die ersten sechs Jahre des Alyattes einzuordnen: nach "herodotischer" Chronologie also zwischen 623 und 612 v.Chr. (vgl. Tab. 2).

Für die erwähnte Eroberung von Smyrna durch Alyattes und den erfolglosen lydischen Kriegszug gegen Klazomenai (Hdt. I 16,2) lassen sich aus der herodotischen Überlieferung keine Ansätze entwickeln, die es erlauben würden, diese Ereignisse zeitlich zu fixieren. Somit bleibt die Aufgabe, den von Herodot erwähnten Krieg der Lyder gegen die Meder unter ihrem König Kyaxares (Hdt. I 16,2) durch Verknüpfung mit der medischen Geschichte zeitlich näher zu bestimmen. Gerade dieser Krieg mit den Medern gewinnt besondere Bedeutung, da es Skythen sind, die den Anlaß für diesen Krieg bieten und damit die Anwesenheit von Skythen in Kleinasien vorausgesetzt werden muß. Eine in diesem Zusammenhang erwähnte Sonnenfinsternis (Hdt. I 74,2; I 103,2) scheint obendrein einen absolutchronologischen Anhaltspunkt zu bieten. Auf dies wird bei der Behandlung der medischen Geschichte eingegangen werden.


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