5.2 Bemerkungen zu namenkundlichen Untersuchungen

Namenkundliche Überlegungen spielten bereits früh eine Rolle bei der Erörterung von historischen Problemen. K. Müllenhoff glaubte bereits im Jahr 1892 beweisen zu können, daß die Benennung des Kimmerischen Bosporos nicht von einem geschichtlichen Volk der Kimmerier als seinen ehemaligen Anwohnern herrühren könne. Ausgehend von der Aussage des Herodot, daß die Kimmerier erst den Skythen weichend nach Kleinasien kamen, und einem ebenfalls aus Herodot abgeleiteten Datum für dieses Ereignis in der zweiten Hälfte des siebten Jahrhunderts v.Chr., müßten die Milesier, die nach Eusebios die Städte Istros und Borysthenes bereits vor 650 v.Chr. gründeten, an der nördlichen Küste des Schwarzen Meeres noch Kimmerier angetroffen haben (Müllenhoff 1892, 21.22). Keine antike Überlieferung berichtet aber von einem Zusammentreffen von Griechen und Kimmeriern in diesem Gebiet.

Diese Argumentation wird durch inzwischen entwickelte chronologische Vorstellungen widerlegt, macht allerdings dennoch den sehr engen Zusammenhang zwischen historischen Ereignissen und Namengebungen im Bereich des Schwarzen Meeres deutlich.


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