6 Strabon und die Kimmerier

Schon K. Müllenhoff bezeichnete Strabon als den antiken Autor, der eine zweite, von Herodot völlig unabhängige Beschreibung Skythiens geliefert habe (Müllenhoff 1892, 34.35). In seiner in 17 Bücher gegliederten Geographica schuf Strabon eine Darstellung der ihm bekannten Welt, wobei er in dieser Länderbeschreibung historischen Aspekten einen besonderen Rang einräumte. Auch heute noch wird der Überlieferung des Strabon besondere Bedeutung beigemessen. So wies A.M. Leskov auf die "Kenntnisse über die Kimmerier" hin, die Strabon, "gestützt auf eine sehr alte Überlieferung", hinterlassen habe. Den Hinweis Strabons, der Kimmerier als große Macht am Bosporos bezeichnet, wollte Leskov sogar zur genauen Bestimmung des durch die Kimmerier ursprünglich besetzten Territoriums benutzen (Leskov 1974, 45).

Allerdings muß angenommen werden, daß das Werk Herodots zu den Quellen des Strabon gehört hat (vgl. Strab. XIII 4,7), auch wenn sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden Darstellungen feststellen lassen. So zeichnet sich die Überlieferung des Strabon oftmals sogar durch ihre Kritik an Herodot aus. Strabon wendet sich recht deutlich gegen Darstellungen des Herodot, die er in einzelnen Fällen unmißverständlich als "Geschwätz und Fabelei" abtut (so Strab. XII 3,21; vgl. I 3,22). Gerade die Unterschiede zwischen den beiden Überlieferungen des Herodot und des Strabon bieten aber die Möglichkeit, bereits gewonnene Ergebnisse zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Dabei bietet es sich an dieser Stelle ebenfalls an, auf einige weitere Quellen des Strabon intensiver einzugehen, weil erst durch deren Erwähnung im Werk des Strabon ihre Bedeutung im Rahmen der "kimmerischen" Geschichte erkannt werden kann.


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