9.2.1.1 Zur Lokalisierung von Hubusna

Der Umstand, daß aufgrund der Überlieferung des Herodot von einer "Einwanderung" der Kimmerier über den Kaukasus ausgegangen werden mußte, veranlaßte C.F. Lehmann-Haupt dazu, Hubusna, die Örtlichkeit der Niederlage des Teuspâ, im östlichen Grenzgebiet Assyriens zu suchen, wo er in Hubuskia einen entsprechenden Ort lokalisieren zu können glaubte (Lehmann-Haupt 1921, 409). Jedoch widersprach bereits J. Lewy dieser Identifizierung, der sie zwar als "sprachlich richtig" bezeichnete, allerdings gleichzeitig darauf hinwies, daß dies nichts für die Identität der Orte beweise, "da Gleichheit bzw. Verwandtschaft alter Ortsnamen ... in allen hier in Frage kommenden Gebieten Vorderasiens häufig ist" (Lewy 1925, 4 Anm. 3). Vielmehr verweise der Bericht des Assarhaddon in das Gebiet unmittelbar östlich des Halys, weil über die Niederlage des Teuspâ in enger Verbindung mit assyrischen Erfolgen im östlichen Kleinasien - so in Kilikien - berichtet würde (Lewy 1925, 4; vgl. Gelzer 1875, 256). Der Einschätzung Lewys schlossen sich B. Landsberger und Th. Bauer an, indem sie den Ort des Sieges des Assyrers Assarhaddon über Teuspâ "nach Kleinasien oder an dessen Grenze" verlegten (Landsberger u. Bauer 1927, 79), und auch E. Meyer versuchte den Schauplatz der "kimmerisch"-assyrischen Auseinandersetzung in Kappadokien zu bestimmen (Meyer 1954b, 74). A. Ivancik sah die Niederlage des Teuspâ im Zusammenhang mit umfangreichen militärischen Operationen des Assarhaddon an der assyrischen Westgrenze (Ivancik 1993, 61), was zum gleichen Ergebnis führt: die Gimirrai lassen sich rund 35 Jahre nach ihrer ersten urkundlichen Erwähnung, die sie deutlich weiter östlich im urartäisch-assyrischen Grenzgebiet lokalisierte, in Kleinasien nachweisen. Wollte man damit aber eine Verschiebung der ganzen Bevölkerungsgruppe westwärts annehmen, so spricht hiergegen, daß etwa zur gleichen Zeit Gimirrai in assyrischen Quellen ebenfalls als Teil einer anti-assyrischen "Koalition" im medischen Bereich genannt werden. Zudem war dieses westliche Erscheinen der Gimirrai dem Schreiber des Prisma A immerhin die Bemerkung wert, daß das Land des bezwungenen Teuspâ "fern sei" 487, was dafür sprechen dürfte, daß sich das eigentliche Siedlungsgebiet der Gimirrai, bzw. das Gebiet, das die Assyrer als Heimat dieser Gimirrai annahmen, zu diesem Zeitpunkt immer noch weiter östlich befunden hatte.


487 Dabei darf nicht davon ausgegangen werden, daß diese in den assyrischen Quellen angegebene "Ferne" etwa die südrussischen Steppengebiete meinen muß. So wird in den Annalen Assurbanipals Gûgu von Luddi - in dem der Gyges der griechischen Überlieferung identifiziert wird - als Herrscher eines fernen Gebietes beschrieben, das den Assyrern unbekannt gewesen sei. Vgl. dazu Kap. "9.2.2.1 Gûgu von Luddi".


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